Geschichte Bronzezimmer Elfenbeinzimmer Weißsilberzimmer Silbervergoldetes Zimmer Pretiosensaal Wappenzimmer Juwelenzimmer Eine imposante Geschichte …Das „Grüne Gewölbe“ im Residenzschloss zu Dresden hat eine lange und wechselvolle Geschichte, die bis in das Jahr 1547 zurückreicht, als Kurfürst Moritz im Westen des Residenzschlosses einen neuen Flügel anfügen ließ. Vier der so entstandenen Räume im Erdgeschoß dieses Flügels erhielten prächtige Stuckdecken. Wände, Säulenkapitelle und -basen wurden mit einer charakteristisch blau-grünen Farbe bemalt, die Malachit enthielt, ein zu Pigment vermahlenes kristallines Mineral. Schon bald nannte man die Räume deshalb „Grünes Gewölbe“. Bis heute hat sich dieser Name erhalten. Zur „geheimen Schatzkammer“ des Schlosses wurden die Gewölberäume erstmals unter Kurfürst Christian I., dem Sohn des wirtschaftlich und politisch sehr erfolgreichen Kurfürsten August von Sachsen. Wichtige Dokumente und Kleinodien, Edelmetall, aber auch Kunstwerke mit hohem materiellen Wert – Früchte einer florierenden Wirtschaft mit starkem Handwerk und einträglicher Silber-Bergbau-Industrie – wurden von nun an hier aufbewahrt. Die Nachfolger Christians erweiterten den Bestand der Kunst- und Silberkammer um zahlreiche hervorragende Werke der Goldschmiedekunst. Unter dem Kurfürsten Friedrich August I., der seit 1694 Sachsen regierte und sich 1697 unter dem Namen August II. zum polnischen König wählen ließ, änderte sich die Nutzung des „Grünen Gewölbes“ entscheidend. Aus der „Geheimen Verwahrung“ wurde nun ein öffentlich zugängliches Museum, eines der ersten in Europa! All die gesammelten Pretiosen der Silber- und Goldschmiedekunst, der Bronzeplastik sowie der Bernstein- und Elfenbeinbearbeitung konnte der Kurfürst-König – bis heute besser als „August der Starke“ bekannt – nun wirkungsvoll öffentlich zur Schau stellen. Die Ausstattung von acht Räumen trugen seine persönliche Handschrift. Zwischen 1723 und 1730 realisierte das königliche Oberbauamt unter Leitung des Zwingerbaumeisters Matthäus Daniel Pöppelmann ein atemberaubendes museales Gesamtkunstwerk des deutschen Barock, das in seiner funktionalen Gestaltung wegweisend für die Museumsgeschichte weltweit wurde. Gegen Eintrittsgeld konnten nun Besuchergruppen von Inspektoren geführte Rundgänge zwischen den teils frei in den Räumen stehenden Kunstwerken hindurch unternehmen – ein absolutes Novum in dieser Zeit und sicher auch nicht ganz gefahr- und risikofrei für die Exponate! Die Abfolge in der Besichtigung der Museumsräume war dabei geradezu theatralisch inszeniert. Als Grundprinzip der künstlerisch ambitionierten Präsentation der Objekte ist erkennbar, dass man sie in Material- und Stoffgruppen teilte und bewusst in wohl gewählte Farbzusammenhänge stellte. „Untergang und glanzvolle Wiederauferstehung“Am 13. Februar 1945 fiel das Juwelenzimmer gemeinsam mit dem angrenzenden Bronzen- und Wappenzimmer dem verheerenden Bombanangriff auf Dresden zum Opfer. Alle drei Räume brannten vollständig aus. Der prunkvollste Raum des augusteischen Museums „Grünes Gewölbe“ existierte nicht mehr. Jahrzehnte eines „Dornröschenschlafs“ in den Ruinen des Dresdner Residenzschlosses folgten. Die Kunstschätze aus dem „Grünen Gewölbe“ hatte man bereits 1942 in Sicherheit gebracht. Nach ihrer Beschlagnahmung durch die Rote Armee zum Kriegsende 1945 konnte erst ab 1974 etwa ein Drittel der Kunstobjekte in einer provisorischen Ausstellung in den Räumen des Dresdner Albertinums öffentlich gezeigt werden. Mitte der 1990er Jahre begannen endlich die Vorbereitungen zur Rückkehr der Kunstbestände an ihren ursprünglichen Aufbewahrungsort im Dresdner Residenzschloß, dem „Grünen Gewölbe“. Im September 2006 fanden sie schließlich ihren weltweit beachteten und glanzvollen Abschluß.Malachitgrün auf den alten Säulenkapitellen im sog. Pretiosensaal
Am Beginn stand dabei das „Bronzezimmer“, benannt nach einer Vielzahl hier
ausgestellter kostbarer Bronzestatuetten der Renaissancezeit und einer mehr als einhundert Einzelfiguren und Gruppen
umfassenden Kollektion zeitgenössischer Kleinbronzen.
Ein beachtlicher Bestand an gedrechselten Kunststücken, und geschnitzten Statuetten – allesamt aus
Elfenbein geschaffen – erwarteten den Besucher im „Elfenbeinzimmer“, einem warm wirkenden Raum, dessen
holzvertäfelte Wände in „Marmorart“ bemalt waren.
Silberne Kunstobjekte, darunter das moderne Tafelsilber des Kurfürst-Königs,
beeindruckten den Besucher im so genannten „Weißsilberzimmer“. Die silbernen Exponate und die zinnoberrot lackierten
Wandvertäfelungen standen hier im wirkungsvollen Kontrast vor zahlreichen Spiegelflächen.
Im anschließenden „Silbervergoldeten Zimmer“ positionierte man die aus feuervergoldetem
Silber und aus reinem Gold bestehenden Trinkgefäße und Kunstwerke vor grün lackierten, reich verspiegelten Wänden.
Nun erreichte der sich allmählich steigernde Prunk des „Grünen Gewölbes“ im größten
Zimmer der Raumfolge, dem „Pretiosensaal“, einen ersten Höhepunkt. In dem vollständig verspiegelten Saal wurden auf
prachtvoll geschnitzten Konsolen und Tischen entlang der Wände Gefäße aus farbigen Edelsteinen und Bernstein, in
vergoldetem Silber gefasste Schneckengehäuse und ebenso veredelte Straußeneier eindrucksvoll in Szene gesetzt –
weiterhin eine ungewöhnlich umfangreiche Kollektion von Kunstwerken aus Bergkristall an der nördlichen Schmalseite des
Saales. In einem kleinen an den Pretiosensaal anschließenden Kabinett, nach seiner Lage auch „Eckkabinett“ genannt,
standen hunderte miniaturhafter Figuren und Figurengruppen aus Perlen, Smaragden, Saphiren, Elfenbein und emailliertem
Gold dicht gedrängt auf Konsolen und Wandtischen.
Malachitgrüne Farbreste der ersten Ausmalung der „Geheimen Verwahrung“ an einem Säulenkapitell im heutigen Pretiosensaal. Diese Farbe gab dem „Grünen Gewölbe“ seinen Namen.
Aus dem Pretiosensaal geleitete man den von der Pracht sicher völlig überwältigten
Besucher in das „Wappenzimmer“. Wie der Name verrät, waren hier kupfergetriebene und vergoldete sächsische
Provinzwappen, polnische Staatswappen und Initialschilder der wettinischen Kurfürsten zu sehen, die man in die
Vertäfelung von Eichen-Wandschränken eingelassen hatte.
Im letzten Raum der Exhibition erwartete den Besucher der Höhepunkt der barocken
Rauminszenierung. Die hier zusammengestellten Kunstwerke Johann Melchior Dinglingers, des königlichen Hofjuweliers
„Augusts des Starken“ und bedeutendsten deutschen Juweliers im 18. Jahrhundert, bestehen aus kostbarsten Materialien
und blieben in Europa unübertroffen. Sie gaben dem Raum seinen Namen: „Juwelenzimmer“
Hier waren in vier großen Wandvitrinen neben Edelsteingarnituren, Ketten, Ringen und Anhängern auch die Kronjuwelen des sächsisch-polnischen Herrscherhauses zu bewundern. Die Raumarchitektur des Juwelenzimmers wurde den ausgestellten Kostbarkeiten entsprechend prunkvoll gestaltet. Alle Wand- und Sockelflächen ringsum waren verspiegelt und mit Ornamentfeldern von Goldgravur auf blauem und karminrotem Grund geschmückt. Der Kurfürst und König dokumentierte mit der Einrichtung und Zurschaustellung des „Grünen Gewölbes“ unmißverständlich seinen umfassenden Herrschaftsanspruch und die glorreiche Vergangenheit des Hauses Wettin. Das Grüne Gewölbe diente August dem Starken nicht allein als Versammlungsort der schönen Künste, sondern auch als eindrucksvolle Möglichkeit fürstlicher Selbstdarstellung sowie als demonstrativer Beweis für die ökonomische und künstlerisch-handwerkliche Leistungsfähigkeit Sachsens. |