Pigmente, Leinöl, Harz und Blattgold
Die restauratorisch-künstlerische und analytische Arbeit hat uns dabei derart geprägt und begeistert, daß der Wunsch entstand, ein besonderes Schmuck-Ei herzustellen, das in hohem Maße an die Gestaltung, sowie Materialien und Farbigkeit des Juwelenzimmer-Ambientes gebunden sein sollte.
Nun gibt es ein solches „Juwelenzimmer-Ei“:
Es besteht aus Lindenholz - dem Holz, aus dem alle geschnitzen Teile im Juwelenzimmer gefertigt sind. Der rote Lackgrund des Eies ist ebenso mehrlagig lasierend aufgebaut und gestaltet, wie die karminroten Lackflächen auf den Wandverkleidungen, den Spiegelflächen und Deckenmalereien im Juwelenzimmer. Die dabei verwendete Farbe besteht exakt aus den gleichen historisch belegten Pigmenten und Bindemitteln, wie sie zur Rekonstruktion der Juwelenzimmer-Ausstattung auch verwendet wurden: Karmin- und Krapprot-Pigment, Leinöl, Dammar- und Mastixharz. Die Ornamentik wurde von uns aus der typisch barocken Formenvielfalt der Juwelenzimmer-Dekoration komponiert. Echtes Blattgold sorgt für den edlen Rot-Gold-Kontrast, der die Farbstimmung des Juwelenzimmers so entscheidend prägt. Die aufgemalte Schattierung der Bänder, Gitter und Akanthusblüten mit rotbrauner Harz-Ölfarbe bewirkt eine plastische Illusion, wie sie den barockzeitlichen Hofkünstlern wichtig war. Die Präsentation in einer Mini-Vitrine macht das kunstvoll
gestaltete Schmuck-Ei zu einer bleibenden und greifbaren Erinnerung an das Juwelenzimmer im „Grünen Gewölbe“ zu Dresden …
Die originalgetreue Wiederherstellung des Juwelenzimmers war Teamarbeit. Bauherr, Wissenschaftler, Restauratoren, Techniker und Handwerker arbeiteten Hand in Hand. Unsere Werkstatt durfte dabei sein und einen beachtlichen Teil der Rekonstruktionsleistung im Juwelenzimmer erbringen. Unsere jahrzehntelange Beschäftigung als Restauratoren mit der Thematik originaler, authentischer barocker Raumgestaltung und Dekorationskunst hat den Zugang zur hier anstehenden Problematik erheblich erleichtert. Die akribische Auswertung alter Fotografien zur zerstörten Raumpracht des Juwelenzimmers war sehr aufwendig und bildete eine entscheidende Grundlage zur Wiederherstellung der verbrannten Ausstattung, jedoch reichte dies bei weitem nicht aus. Besonderes Wissen zur Farbtechnologie der Barockzeit war ebenso vonnöten wie die Kenntnis der stilistischen Eigenheiten dieser Epoche speziell hier in Sachsen. Dabei arbeiten Restauratoren immer stärker mit Naturwissenschaftlern zusammen, um zu erfahren, welche Farbpigmente, Bindemittel und Farbschichtaufbauten die Künstler der Barockzeit bevorzugten und tatsächlich verwendet haben. Vieles davon hat mit den heute üblichen Farbmitteln nichts mehr gemein und ist nur noch in alten überlieferten Rezepturen nachzulesen. Traditionelle Farbtechnologien und Vergoldungstechniken einzusetzen, war eine der primären Forderungen bei der Rekonstruktion der verlorenen Ausstattungen in Dresdens „Grünem Gewölbe“. |